15. Dezember 2020

Coronajahr 2020 wird Autohäusern in der Region Umsatzverluste in Milliardenhöhe bringen

Kraftfahrzeuginnung: Autos vor Weihnachten kaufen

„Unsere Betriebe marschieren auf Milliardenverluste beim Fahrzeugumsatz zu: Aktuell fehlen den Betrieben in der Region Stuttgart rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz bei Neu- und Gebrauchtwagen“, bringt Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart den Verlauf des Autojahres auf den Punkt. Die Neuzulassungen von Elektro-Pkw gingen im November zwar steil nach oben. Dennoch sank in der Region Stuttgart die Gesamtzahl der Pkw-Neuzulassungen nach den Meldungen aus den Zulassungsstellen um 4,8 Prozent. Der Rückgang ist stärker als im Bund mit minus drei Prozent. „Bei den Elektroautos kommen zum Teil vollkommen verrückte Zuwachswerte heraus“, sagt Christian Reher, Geschäftsführer der Kraftfahrzeuginnung: „Im Kreis Esslingen haben die Zulassungen von Elektroautos um fast 1.200 Prozent zugenommen. Aber in absoluten Zahlen heißt das, im Vorjahr waren es 28, jetzt sind es 333.“ Zusammen gerechnet wurden in der Region 15.742 Pkw neuzugelassen. Bei den Gebrauchtwagen wurden in den Zulassungsstellen insgesamt 19.782 Besitzerwechsel registriert (plus 0,5 Prozent).

Bei den Neufahrzeugen in der Region hatten etwas über 1.900 einen Elektromotor und 4.700 einen Hybridantrieb „Damit stellen diese staatlich bezuschussten Antriebsarten zusammen 42 Prozent der Neuwagenkäufe“, sagt Christian Reher, der Geschäftsführer der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart: „Das heißt, über 9.100 hatten einen Diesel- oder Benzinmotor.“

In Stuttgart sind unter dem Strich laut Zulassungsstelle die Neuzulassungen im November um 106 Pkw oder 2,1 Prozent gesunken. „Wir hatten eigentlich mit leichtem Zuwachs gerechnet“, sagt der Kreisvorsitzende Roger Schäufele angesichts der Fördermittel, mit denen E-Autos und Plugin-Hybride in den Markt gedrückt werden. In den insgesamt 4.890 Neuzulassungen, die für November gemeldet werden, stecken bei 1.596 Pkw Benzinmotoren unter der Haube. 1.665 Pkw sind Hybride und kombinieren meist Benzin- und Elektroantrieb. Dieselmotoren haben 1.033 Neufahrzeuge und 596 sind E-Autos mit Akku. „E-Autos kommen auf einen Marktanteil von 12,2 Prozent, Hybride auf 34 Prozent mit zusammen einem Anteil von 46,2 Prozent ist fast jeder zweite neue Pkw aus dieser Klasse“, rechnet Roger Schäufele vor: „Den Rückgang bei den Zulassungszahlen hat das nicht aufgehalten.“

„Es war ein schwerer Fehler, dass die Regierung den Privatmarkt nicht mit einer Umstiegsprämie für Verbrenner mit niedrigem CO2-Aussstoss angekurbelt hat“, sind sich Christian Reher und Torsten Treiber einig. „Die gewerblichen Zulassungen gingen bundesweit um 14,7 Prozent zurück. Die Anzahl privater Zulassungen nahm um 22,8 Prozent zu. Die Zahlen in der Region dürften auf vergleichbarem Niveau liegen“, schätzen beide. „Das heißt aber auch, wer es sich leisten konnte, hat häufig den Zweitwagen durch ein Elektroauto ersetzt und die Prämien mitgenommen. Wer nur ein älteres Familienauto hat, fährt das lieber weiter, statt sich einen modernen Diesel oder Benziner zu kaufen.“ „Der durchschnittliche CO2-Ausstoß ging um minus 18,8 Prozent zurück und betrug 126,2 g/km“, meldet das KBA: „Da hätten wir noch deutlich besser sein können und gleichzeitig wäre die Kfz-Branche stabilisiert worden“, sagt Christian Reher.

Bei den 1,3 Milliarden Euro derzeit kalkuliertem Umsatzverlust für die Betriebe in der Region sind laut Obermeister Torsten Treiber die Betriebe in Stuttgart bei 14.500 Neuwagen weniger mit 436 Millionen Umsatzminus dabei. Bei den Gebrauchtwagen wird mit einem Umsatzminus von 20 Millionen Euro gerechnet. Da könnte es noch eine leichte Entlastung geben: Im November wurde mit 3.609 Halterwechseln ein Plus von 411 oder 12,9 Prozent registriert. „In der Gesamtjahresbilanz haben wir immer noch ein Minus von über 2.600 Gebrauchtwagen. Das lässt sich im Dezember nicht mehr aufholen.“

Zumal die Verkaufs- oder besser Zulassungstage knapp werden. Und dazu noch die Umsatzsteuerermäßigung auf 16 Prozent ausläuft. „Privatkunden meinen oft, dass das Datum des Kaufvertrages entscheidend ist und Schnäppchenjäger warten bis zum letzten Tag“, sagt Christian Reher. Dem ist aber nicht so, weswegen die Innung dringend rät, Autokäufe möglichst bis zum 23. Dezember unter Dach und Fach zu bringen. Denn, so die offizielle Auskunft des baden-württembergischen Finanzministeriums: „Maßgebend für die zutreffende Anwendung des Umsatzsteuersatzes ist stets der Zeitpunkt, an dem der jeweilige Umsatz ausgeführt wird. Das bedeutet in Bezug auf den Erwerb eines Kraftfahrzeugs, dass dabei grundsätzlich auf den Zeitpunkt der Auslieferung des Kraftfahrzeugs an den Kunden abzustellen ist. Auf den Zeitpunkt der Kfz-Zulassung kommt es ebenso wenig an wie auf den Zeitpunkt des Abschlusses des Kaufvertrages, der Entgeltvereinnahmung oder der Rechnungserteilung. Folglich fallen ausschließlich Kraftfahrzeugkäufe unter den abgesenkten Umsatzsteuersatz von 16 Prozent, bei denen die Auslieferung des Kraftfahrzeugs … bis 31. Dezember 2020 erfolgt. Wird beim Kauf … vereinbart, dass das Autohaus die Zulassung des Kraftfahrzeugs übernimmt, ist die Leistung erst vollständig ausgeführt, wenn das zugelassene Kraftfahrzeug an den Kunden ausgeliefert wird. Dementsprechend kann eine Verzögerung bei der Zulassung auch Auswirkungen auf den zutreffenden Umsatzsteuersatz haben.“

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