Das Autojahr 2022 in der Region Stuttgart - Zulassungszahlen & Bilanz 2022
Pkw-Neuzulassungen und Bestand in Stuttgart schrumpfen
Bundesweit gab’s im Dezember eine Zulassungsrallye bei Neufahrzeugen: 38,1 Prozent mehr als im Dezember 2021 meldet das Kraftfahrt-Bundesamt. In Stuttgart sanken die Neuzulassungen leicht um 0,7 Prozent auf 3.320 Pkw. „Damit wurde leider auch insgesamt das Ziel deutlich verfehlt, bei den Neuzulassungen die Zahlen aus dem Vorjahr zu übertreffen“, zieht Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart Bilanz: 4.824 Pkw oder 12,4 Prozent fehlten am Ende. Damit sanken die Neuzulassungen das dritte Jahr in Folge. Und der Pkw-Bestand zum 31.12. des Jahres dito. Er liegt jetzt bei rund 297.000 Pkw (2020: knapp 303.000).
„Stuttgart ist damit der große Ausreißer in der Region“, sagt Obermeister Torsten Treiber: So hohe Verluste gab es sonst nirgends: Im Kreis Böblingen fehlten 68 Pkw (minus 0,2 Prozent), im Kreis Ludwigsburg 339 Pkw (minus 1,9 Prozent). Alle anderen haben Zuwachs: Rems-Murr-Kreis plus 491 Pkw-Neuzulassungen (3,6 Prozent); Kreis Esslingen plus 958 Pkw (4,5 Prozent); Kreis Göppingen plus 189 (2,4 Prozent).
Dabei gab es in der Landeshauptstadt bei Elektroautos im Dezember einen Zulassungsrekord: 801 E-Pkw wurden zugelassen (Vormonat 550). Bei den Plugins waren es 920 (Vormonat 889). Damit waren 51,8 Prozent der neuzugelassenen Pkw Fahrzeuge dieser beiden Klassen. „Diese Zahlen zeigen, dass Autohäuser und Hersteller getan haben, was möglich war, um bestellte Fahrzeuge rechtzeitig vor der Umstellung der Förderung auszuliefern“, sagt der Kreisvorsitzende der Innung Roger Schäufele, Geschäftsführer eines Autohauses in Stuttgart-Möhringen. Innungsgeschäftsführer Christian Reher ergänzt dies durch einen „ausdrücklichen Dank an die Zulassungsstelle, die praktisch bis zur letzten Minute Zulassungen abgewickelt und so etlichen Autokaufenden die Prämie gerettet hat.“
Diesel und Benziner schwächelten hingegen: 386 (Vormonat 524) neuzugelassene Pkw haben Diesel- und 794 (Vormonat 1.126) neue Autos haben Benzinmotoren oder nutzen andere Treibstoffarten, wie Flüssiggas- und Erdgasmotoren. Zusammengerechnet standen im Dezember 2.519 (Vormonat 2.847) treibstoffgetriebene Pkw (inklusive Plugins und 417 Vollhybride) den reinen E-Autos gegenüber. „Daraus lässt sich klar erkennen, dass es auf Sicht einen starken Bedarf an klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen gibt, wenn wir wollen, dass der Anteil des Verkehrs am CO2-Ausstoß sinken soll“, sagt Obermeister Torsten Treiber: „Denn die Autos, die jetzt neu zugelassen worden sind, sind in zehn Jahren zumeist immer noch unterwegs und es kommen ja noch weitere dazu.“ Außerdem genüge es nicht, die Pkw-Flotte zu betrachten: „Die Nutzfahrzeuge, die all die Online-Bestellungen transportieren, sind ein wesentlicher Faktor.“
Die Besitzumschreibungen in Stuttgart sind gegenüber den Vorjahren zwar massiv zurückgegangen: „Über 5.600 oder 16,1 Prozent weniger sind schon ein Wort“, sagt Torsten Treiber: „Aber wenn es keine Gebrauchtwagen gibt, dann können die Autohäuser auch keine verkaufen“, bringt er das Problem auf den Punkt. Doch „das dürfte eine Momentaufnahme sein, die den aktuellen Lieferproblemen bei den Neuwagen geschuldet ist, die immer noch nicht vollständig behoben sind“, sagt Torsten Treiber: „Mittelfristig werden wir sicher wieder sogar das Vor-Coronaniveau erreichen, das 2019 bei etwas über 41.000 Besitzumschreibungen lag.“
Bei den Neuwagen geht er wie Innungsgeschäftsführer Christian Reher davon aus, „dass der Bestand an E-Autos mit der Reduzierung der Förderung vermutlich nicht mehr so schnell wachsen wird, wie bisher, wenn die Hersteller nicht mit neuen, preiswerten Modellen auf den Markt kommen.“ Spitzenreiter in der Neuzulassungsstatistik 2022 sind die Hybriden (inklusive Plugins) mit 11.546, vor den Benzinern (samt Gasfahrzeugen) mit 11.475. Diesel liegen mit 5.923 noch knapp vor den E-Autos mit 5.056 auf dem letzten Platz. Der Bestand hat mit 11.041 E-Autos (Vorjahr 8.311) zwar einen neuen Rekordwert erreicht: „Aber das sind genaugenommen 3,7 Prozent des Pkw-Bestandes in Stuttgart und das ist leider noch immer nicht der erhoffte Durchbruch für diese Technologie“, sagt Torsten Treiber.
Für die Kfz-Betriebe ist 2023 nach Ansicht der Innung schwer kalkulierbar: „Bezogen auf die Monate September und Oktober 2022 wissen wir aus Umfragen unter den Autohäusern, dass bei 78 Prozent mindestens zehn Prozent weniger Neuwagenbestellungen eingingen als im Vorjahreszeitraum. Außerdem sagten 35 Prozent der Geschäftsführungen, dass Neu- und Gebrauchtwagenkunden zu günstigeren Fahrzeugen oder zu Fahrzeugen mit günstigerer Ausstattung greifen. 64 Prozent der Autohäuser und 50 Prozent der Freien Werkstätten gaben an, dass Werkstattkunden vermehrt nur noch notwendige Reparaturen durchführen“, fasst Christian Reher die aktuelle Informationslage innerhalb der Branche zusammen: „Das sind sicher Momentaufnahmen, aber es ist klar zu erkennen, dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten und das Geschäft nicht einfacher wird.“