Herbstforum der Kfz-Innung Region Stuttgart: Politik und Kfz-Gewerbe im Dialog
Über 300 Teilnehmer aus dem baden-württembergischen Kraftfahrzeuggewerbe, Handwerksorganisationen, der Politik und beruflichen Schulen kamen beim Herbstforum der Kfz-Innung Region Stuttgart zusammen. Gemeinsam diskutierten sie drängende Fragen rund um den Automobilstandort Deutschland und die Zukunft der deutschen Wirtschaft. Der Leitsatz der Veranstaltung lautete: „Zuversicht statt Krise – für eine Politik, die funktioniert.“
Ein Höhepunkt des Forums war der Impulsvortrag von Manuel Hagel (MdL), Vorsitzender der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag und der CDU Baden-Württemberg. Hagel beleuchtete die Herausforderungen, vor denen der Wirtschaftsstandort Deutschland steht: Überregulierung, unflexible Arbeitsregelungen, hohe Energiepreise und Lohnkosten im Kontext eines zunehmend aggressiven globalen Wettbewerbs. „Produktionsstätten werden ins Ausland verlagert, Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut. Baden-Württemberg ist hiervon besonders betroffen“, so Hagel. Zusätzlich belasten globale Krisenherde, Protektionismus und Zölle den Standort.
Hagel rief zu einem Umdenken auf: „Lassen Sie uns nicht nur darüber nachdenken, wer den Wohlstand verteilt. Wir müssen uns in Deutschland fragen, woher dieser Wohlstand in Zukunft eigentlich kommen soll.“ Dennoch zeigte er sich optimistisch: „Wenn Graf Zeppelin es geschafft hat, dass Schiffe fliegen, dann werden wir es auch schaffen, diesen Staat wieder flott zu bekommen.“
Das Kraftfahrzeuggewerbe fordert klare Rahmenbedingungen
Die Kfz-Innung nutzte das Forum, um zentrale Forderungen an die Politik zu formulieren.
Torsten Treiber, Obermeister der Kfz-Innung, betonte: „Wenn wir mehr Entscheider haben, die die richtige Richtung einschlagen, dann werden wir wieder mehr Unternehmer erleben, die sagen: ‚Es lohnt sich, in Deutschland zu investieren. Wir bleiben hier!‘“ Treiber verwies zudem auf die Herausforderungen der Dekarbonisierung: „Die eine Lösung zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs gibt es nicht. Eine Reform der Energiesteuer muss CO₂-neutrale Kraftstoffe anreizen, um auch den Fahrzeugbestand einzubeziehen.“
Frank Schnierle, stellvertretender Obermeister der Kfz-Innung, mahnte: „Die bürokratische Belastungsgrenze ist längst überschritten. Kfz-Betriebe brauchen keine neuen Berichtspflichten wie Nachhaltigkeitsberichterstattungen aus Berlin oder Brüssel, sondern Vertrauen der Politik in das Unternehmertum.“ Er ergänzte: „Wir brauchen klare und beherrschbare Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften.“
Christian Reher, Geschäftsführer der Kfz-Innung, hob den Fachkräftemangel hervor: „Obwohl das Kfz-Gewerbe ein Ausbildungsmagnet ist, fehlen unseren Betrieben schon heute tausende Fachkräfte. Dagegen hilft unter anderem die unbürokratische Anerkennung ausländischer Abschlüsse.“ Reher betonte zudem die Bedeutung einer positiven Arbeitseinstellung: „Wir brauchen mehr Menschen, die bereit sind, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken. Arbeit darf nicht als unwillkommene Unterbrechung der Freizeit wahrgenommen werden.“
Klarer Appell an die Politik
Die Veranstaltung endete mit einem deutlichen Appell an die Politik: Es bedarf dringend einer strategischen Neujustierung, um den Automobilstandort Deutschland in einem zunehmend komplexen globalen Wettbewerb nachhaltig zu stärken.